Die Nutzung des Parkhauses an der Waggonhalle ist kostenpflichtig • Für unsere Theater- und Restaurantgäste rabattieren wir die ersten beiden Stunden (3 Euro). Sie können jedoch auch alternativ die Parkplätze der Käthe-Kollwitz-Schule täglich ab 14:00 Uhr kostenfrei nutzen.

Der Affenfelsen

Waggonhalle Produktion No. 31

Das Theaterstück „Der Affenfelsen“: Wenn Fiktion zur Wirklichkeit wird, und umgekehrt.
Es ist schon verblüffend, wie sich die rechts-rassistische Ideologie des fiktiven Attentäters vom Marburger „Affenfelsen“ (geschrieben im Frühjahr 2018) mit der des echten rechten Attentäters in Neuseeland ähnelt. Zufall ist es natürlich nicht. Es ist die rassistische Ideologie des rechten Terrorismus von Norwegen, den USA bis München, der in den letzten Jahren stark zugenommen und zur immer größer werdenden Bedrohung geworden ist – bei gleichzeitiger Verharmlosung durch konservative Parteien und Medien. Und es ist die rassistische Ideologie – in Deutschland geprägt von „Identitärer Bewegung“ und AfD – welche den Nährboden für den Rechtsterrorismus bereitet.

Grund genug, damit das Theaterstück „Der Affenfelsen“ auch weiterhin im Spielplan der Waggonhalle bleibt. Und es sind die Geschichten von Menschen, die im „Affenfelsen“ erzählt werden, als Antwort auf die Menschenverachtung der rassistischen Ideologie. #

Das Theaterstück von Willi Schmidt, mit Live-Musik, ist wieder zu sehen am 28. und 29. April 2019, 20 Uhr, in der Waggonhalle Marburg. Jetzt Karten sichern unter www.waggonhalle.de
Das im Volksmund „Affenfelsen“ genannte Hochhaus am Schützenpfuhl am Fuße der Adenauerbrücke in Marburg ist ein Zweckbau aus den 1970er Jahren, gebaut auf dem Gelände des ehemaligen Wirtshauses an der Lahn. Unterstützt durch Live-Musik – Anita Naumann, Gesang, Gangolf Seitz, Klavier – werden Geschichten von (fiktiven) Bewohnern des „Affenfelsen“ erzählt, darunter auch Migranten und Flüchtlinge. Es geht dabei um menschliche Beziehungen, Geheimnisse, Kindheitserlebnisse, Suche nach Identität – thematisch aber auch um Vorurteile, Rassismus und Gewalt. Verwoben in diese Geschichten sind die beiden Hauptfiguren Lupus und Marie, die sich auf das Dach des „Affenfelsen“ begeben, wo Marie ein traumatisches Erlebnis aus ihrer Vergangenheit offenbart. Zugleich ist ein junger Mann im Keller zugange, fanatisiert von der Idee, dass brennende Asylbewerberunterkünfte nicht genug sind…

Fotos: Gerd Sycha

Weitere Infos und Inszenierungen vom „Theater-im-Grund“ http://theater-im-grund.grundblick.de

Lupus / Therapeut Jochen Schröder
Marie, Hospitantin bei Lupus Charlotte Finger, Nicole Ströher
Hannah, Maries Freundin Charlotte Finger, Nicole Ströher
Jens, eon-Mitarbeiter Jonathan Zeitz
Idil, Tochter einer Flüchtlingsfamilie Nina Kiefer
Pia, Kassiererin im Supermarkt Regina Guiwan
Sadek, Flüchtling Ramin Hakimzade
Saskia, Studentin Hannah Nohr
Walter, ihr Freund Uwe Lange
Richard S., Hochschullehrer Lasse DeVento
Der Hausmeister Pitz Metz
Geist des Wirtes / Erzähler Willi Schmidt
Vicky / Erzählerin Tabea Eschenbrenner
Gesang Anita Naumann
Klavier Gangolf Seitz
Text und Regie Willi Schmidt
Ausstattung Marlene Komadowsk
Licht Stefanie Lebrecht

Oberhessische Presse am 18.06.18

Kämpfe gegen Wertung und um Freiheit
Willi Schmidt bringt das hochpolitische Episodenstück „Affenfelsen“ auf die Bühne der Waggonhalle

Der graue, klobige Zweckbau der 1970er Jahre, mitten an der Lahn – auf der Bühne wird er ein glühend heißer Schmelztiegel brandaktueller Themen, mit denen jeder in Berührung kommt. Tag für Tag.

von Beatrix Achinger

Marburg. Wer bei Willi Schmidts neuem Episodenstück eine Revue der viel beschimpften Geschichte des Austauschs vom altehrwürdigen Wirtshaus an der Lahn durch das triste Hochhaus erwartet, wird enttäuscht. Denn Schmidt will Partei ergreifen, „heute mehr denn je“. Keine „ Formspielereien“, keine ,,Ästhetisierungen“, in denen der Inhalt der Form in Weitem nachstehe, wie es die aktuelle – und gerade „freie“ – Theaterlandschaft nach seiner Meinung zu oft böte – Im , Affenfelsen“ tummeln sich Ressentiments, Rechtsradikalismus, Identitätssuche, Liebe, Geheimnisse, häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung und noch schwelende Brände der Kindheitsseele. Und am Anfang sind alle Darsteller auch Besucher: Studentin, Elektriker, Geflüchteter, Hochschullehrer, Kassiererin, Sie setzen sich auf die Bühne und lauschen Anita Naumanns Gesang, begleitet von Gangolf Seitz am Piano. Die Episoden um einen Geflüchteten (dargestellt vom afghanischen Geflüchteten Ramin Hakimzade), dem die Supermarkt-Kassiererin Pia (Regim Guiwan) zunächst mit innerlichen Vorurteilen begegnet; vom Stromkonzem-Mitarbeiter Jens (Jonathan Zeitz), der dem Hausmeister und AfD-Sympathisanten (Pit Metz) ins Gewissen redet: „Du musst weiter denken“; von der traumatisierten jungen Muslimin Idil (Nina Kiefer), die auf der Suche nach Identität und Freiheit immer wiederholt; „Ich will Deutsche sein“, vom zwielichtigen Hochschullehrer Richard S. (Hubert Klinger), und vom Paar Saskia (Hannah Mohr) und Walter (Uwe Lange). Sie alle verlaufen teilweise ineinander und weben sich um die Geschichte von Psychologiestudentin Marie (Charlotte Finger und Nicole Ströher) und Therapeut Lupus (Jochen Schröder), Die beiden sind wiedergeboren zur Zeit der Abrisspläne des Wirtshauses an der Lahn. In den 1920er Jahren waren sie noch der Wirt (Regisseur Wili Schmidt) und seine prostituierte Geliebte Vicky (Julia Zacharias), die nach ihrem Tod um die Lahn geisterten und jetzt eben wieder als Bewohner des Affenfelsens auftauchen. Schmidt und Zacharias erzählen die Geschichte von Lupus und Marie, zwischen denen sich eine zarte Liebesgeschichte entwickelt Als sie auf das Dach steigen, offenbart Marie ein Jugendtrauma. Die Episoden nehmen derweil ihre Wendungen, spitzen sich teilweise zu. Als dann die Studentin Saskia dem Stromkonzern-Mitarbeiter Jens begegnet, wird deutlich, dass er, fanatisiert von der Idee, dass brennende Asylbewerberunterkünfte nicht genug sind, im Keller keinen Stromzähler abgelesen hat. „Egal, ob ich Deutsche bin oder nicht, ich habe ein Recht auf Freiheit, so wie alle Menschen. (—) Aber man bekommt die Freiheit nicht geschenkt, man muss um sie kämpfen, auch wenn es weh tut“ Diesen Monolog der jungen Idil stellt Schmidt ans Ende, Und dann werden alle Darsteller wieder Besucher und lauschen Naumann und Seitz; „Irgendwo auf der Welt, gibt’s ein kleines bisschen Glück—“
„Das Wort, die Erzählung, Geschichten von Menschen sind der Schlüssel zur Freiheit“, schreibt Willi Schmidt im Programmheft zu „Affenfelsen“, Und genau um solche Themen geht es ihm bei dem Stück. Er möchte Partei ergreifen gegen die (Ab-) Wertung von Menschen durch radikale Ideologien, Fanatismus, Rassismus: „Gerade in einer Stadt wie Marburg ist diese Entpolitisierung des Theaters unverständlich“, das sage er auch selbstkritisch mit Blick auf die Waggonhalle. „Das muss anders werden, es ist dringend an der Zeit.“

Bevorstehende Veranstaltungen

Gutscheine

Der Gutschein ist einlösbar für Veranstaltungen in der Waggonhalle Marburg und für Speisen und Getränke in der Gaststätte Rotkehlchen.

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