Globale Mittelhessen – Filmfestival
Freitag 31. Oktober
18:00 Uhr MUNDURUKUYÜ – The Forest Of The Fish Women | zu Gast: Dr. Michaela Meurer (Kulturanthropologin, Marburg)
Brasilien 2025 | Aldira Akay, Beka Munduruku, Rilcélia Akay | 72 Minuten | OmengU
An den Ufern des Tapajós-Flusses im Amazonasgebiet Brasiliens spiegelt der Wald der Fischfrauen die Munduruku-Mythologie wider, in der sich die Menschen bei der Entstehung der Welt in Wald, Pflanzen und Tiere verwandelten. Im täglichen Leben des Dorfes Sawre Muybu sind die Geister des Waldes nicht nur spirituelle Kräfte der Ahnen, sondern Teil der Familie. Seit 250 Jahren wehren sich die Munduruku gegen Eindringlinge in ihr Land und dessen Zerstörung durch Holzabbau. Vielfach wurden sie von Journalisten gefilmt. Nun nehmen die Frauen die Kamera selbst in die Hand. Dies ist ein Akt des Widerstands und gleichzeitig der Selbstermächtigung, indem sie liebevoll von ihrem Alltag und ihrer Mythologie erzählen.
20:30 Uhr TROTZ ALLEDEM | zu Gast: Anja Flach von Rojbin Frauenrat in Hamburg (Ethnologin)
Deutschland 2024 | Robert Krieg | 90 Minuten | OmdtU
Gegen Patriarchat und Krieg – Frauen Rojavas bauen ihre eigene Zukunft. Im vom Krieg gezeichneten Norden Syriens entsteht etwas Unerwartetes: Hoffnung. Inmitten von Ruinen, Bedrohung und Entbehrung behaupten sich Frauen in Rojava mit bemerkenswerter Entschlossenheit. Sie gründen Dörfer, unterrichten Kinder und bauen Werkstätten auf. Sie verteidigen nicht nur ihr Leben, sondern auch eine Vision von Freiheit und Gleichberechtigung. Der Dokumentarfilm zeigt das alltägliche Überleben und den außergewöhnlichen Mut zur Selbstermächtigung in einer Region, die weltweit kaum Beachtung findet. Ein bewegendes Dokument über den leisen, aber unaufhaltsamen Aufbruch einer neuen Gesellschaft – getragen von Frauen.
Samstag 1. November
18:00 Uhr MY MEMORY IS FULL OF GHOSTS | zu Gast: Sophie Bischoff von Adopt A Revolution
Syrien 2024 | Anas Zawahri | 74 Minuten | OmdtU
MY MEMORY IS FULL OF GHOSTS ist eine visuelle Elegie und gleichzeitig eine stille Liebeserklärung an die syrische Stadt Homs. Die Stadt gilt als »Hauptstadt der Revolution« und musste zwischen 2011 und 2014 eine verheerende Belagerung ertragen. Der Film erforscht die zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zermalmte Stadt mit ruhigen und empathisch betrachtenden Bildern. Die Stimmen aus dem Off sorgen für eine fast geisterhafte Präsenz. Der Regisseur Anas Zawahri fängt das Leben der Menschen ein, die in dieser für immer veränderten Stadt geblieben oder in sie zurückgekehrt sind. Ein berührender Film und ein schmerzhaftes Echo der Absurdität des Krieges, aber auch der Stärke der Menschen.
20:30 Uhr HEIGHTENED SCRUTINY | zu Gast: Lillith Raza (Trans* Rechte Aktivistin, zertifizierte Trainerin und Beraterin)
USA 2025 | Sam Feder | 85 Minuten | OmengU
In HEIGHTENED SCRUTINY kämpft Anwalt und trans* Mann Chase Strangio vor dem Obersten Gericht der USA gegen das Verbot von geschlechtsangleichenden Maßnahmen für Trans*jugendliche in Tennessee (United States v. Skrmetti). Es steht viel auf dem Spiel. Der Film entlarvt die Rolle der Mainstream-Medien beim Anheizen der Desinformationskampagne gegen Trans*menschen. Aktivist*innen aus der Trans*community machen deutlich: Der Kampf für körperliche Autonomie ist ein Kampf um die Seele der Demokratie. Der Film ist ein kraftvoller Aufruf zum Handeln gegen Bigotterie und Ungerechtigkeit.
Sonntag 2. November
18:00 Uhr KYIV THEATER: AN ISLAND OF HOPE – | zu Gast: Kristin Gerwien (künstlerische Leitung TNT – Theater neben dem Turm)
USA, Ukraine, Frankreich 2024 | Duccio Bellugi-Vannuccini | 59 Minuten | OmengU
Was nützt die Kunst in Zeiten des Krieges? Aus Solidarität mit den Künstler*innen und dem ganzen Land entschließt sich Ariane Mnouchkine, Gründerin und Leiterin des berühmten Theatre du Soleil aus Paris, einen 12-tägigen Workshop mit über 100 Schauspieler*innen in Kiew durchzuführen. Szenen aus Proben und der erlebbaren Realität der russischen Invasion verweben sich. Inmitten einer Situation von Gewalt und Verlust entsteht mit nur ganz wenigen Requisiten ein seltener Ort der Freiheit und Kreativität, der den Akteur*innen die Möglichkeit gibt, Freude, Wut, Zärtlichkeit und Liebe auszudrücken und zu erfahren. So entsteht für die Schauspieler*innen in der Dunkelheit des Krieges eine Insel der Hoffnung.
20:30 Uhr Mediha | zu Gast: Dr. Irfan Ortac von Zentralrat der Êzîden in Deutschland
USA 2023 | Hasan Oswald | 90 Minuten | OmdtU
MEDIHA ist die Geschichte eines jesidischen Mädchens, das die Entführung und Gefangenschaft durch den IS überlebt hat und nun ihre vermissten Familienmitglieder sucht. Dieser preisgekrönte Film von Hasan Oswald, der von Emma Thompson produziert wurde, zeigt die Entschlossenheit einer jungen Überlebenden, die sich ihre Zukunft zurückerobert. Während sie sich ihrer traumatischen Vergangenheit stellt, versucht Mediha mit ihren jüngeren Brüdern ihr Leben neu aufzubauen, obwohl das Schicksal ihrer Eltern und ihres kleinen Bruders ungewiss ist. Neun Jahre nach dem Völkermord sind sie auf ein Netzwerk von Rettern angewiesen, um ihre Angehörigen aufzuspüren und Ermittlungen gegen deren Entführer einzuleiten.